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Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband

Warum Üben nicht doof ist

04. Juli 2019
von Theo Martin

Der Seeländer Dirigent Mark Baumgartner hat Lernvideos für Bläser erstellt. Diese sollen die Motivation zum Üben heben.

 

Der Seeländer Musiker und Fotograf Mark Baumgartner ist seit über zehn Jahren als Dirigent in Blasorchestern und Brass Bands unterwegs. Er stellt sich seit jeher die Frage: «Wie kann ich den Klang meiner Musikantinnen und Musikanten nachhaltig verbessern.» Als gelernter Cornetist hatte er dazu zwar diverse Ideen, die er auch an seine Vereine weiter gab. Doch wie kann man den Klang auch auf einer Klarinette oder einer Querflöte verbessern? Da suchte Baumgartner Tipps und Tricks.

Bei Profis Rat holen
So entstand die Idee, sich bei Profis auf den jeweiligen Instrumenten Rat zu holen. Schon bald kam viel Wissen zum Thema Klang zusammen. Baumgartner: «Im Grunde haben alle Vereine mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen: dem mangelhaften Klang und den damit verbundenen Atem- und Intonationsproblemen – oft verbunden mit einer zu geringen Probezeit.» Denn während das gemeinsame Musizieren von Amateuren oft als cool und spannend empfunden wird, ist das Üben alleine bedeutend weniger beliebt. So entstand und reifte die Idee, eine Reihe von Lernvideos zu produzieren, in denen das Thema Klang auf verschiedenen Blasinstrumenten behandelt wird.

Der Gedanke kam Baumgartner insbesondere, weil er für seine Musikanten Youtube-Tutorials zu Ansatz und Atmung suchte. Davon gibt es zwar tausende, aber entweder nur in englisch oder aber in schlechter Qualität. «Das kann ich optimieren», sagte sich Baumgartner und machte sich an die Schaffung einer eigenen Sammlung. Zudem erkannte er, dass Filme drehen und schneiden für seine Lernenden eine gute Übung ist. Baumgartner betreibt in Brügg ein Studio für Grafik-Design, Fotografie und Werbung.

Seeländer Leitfigur
Als erstes fragte Baumgartner den Euphonium-Virtuosen Thomas Rüedi aus Oberwil an, der an der Hochschule der Künste in Bern unterrichtet. Dieser war sofort vom Projekt begeistert, machte spontan mit, begeisterte seine Kollegen und brachte es in seinem Video auch gleich auf den Punkt: «Habe ich eine klare Vorstellung davon, was ich spiele? Welche Tonhöhe ich spiele? Und von der Klangfarbe?» Rüedi empfiehlt deshalb: «Es gibt ein einfaches Mittel, dies zu trainieren: Indem ich den Klang zuerst einmal singe.»

Mit den Sound-Upgrade Tutorials ist es nun Dirigenten und Musikantinnen möglich, sich Ratschläge unabhängig von Raum und Zeit anzuhören und anzusehen. Baumgartner hofft, mit diesem Mittel viele zum Üben motivieren zu können, da sie mit den Lernvideos rasch merken, wie mit kleinen Tipps und Tricks der Profis der Klang immer besser wird.

Weiterer Ausbau
Die Videos sind alle kostenlos und werden zum Teil durch die Möglichkeit ergänzt Noten oder andere ergänzende Dokumente zu downloaden. Die beteiligten Musiklehrer haben sich gemäss Baumgartner zwar alle gefragt, wie sinnvoll es ist, ihr Know-how gratis in die Welt zu setzen. Da die Ratschläge aber sehr allgemein gehalten sind, ersetzen sie niemals eine Unterrichtslektion beim Musiklehrer. Im Gegenteil, die Lernvideos sollen neugierig machen, die Kenntnisse zu vertiefen. Denn wer merkt, dass Üben eben nicht doof ist, intensiviert hoffentlich seine Anstrengungen.

Baumgartner hat das Projekt bisher aus dem eigenen Sack finanziert und aus Freude realisiert. Nun plant er weitere Videos von seltener gespielten Instrumenten wie Oboe, Fagott, Waldhorn sowie Gesang. Erst später sollen möglicherweise Instrumentenbauer als Inserenten gesucht werden. Denkbar sind aber auch Beiträge mit Tipps und Tricks für den Tag x – also für das erfolgreiche Bestehen an Konzerten und Wettbewerben. Erste Rückmeldungen hätten zudem gezeigt, dass der gewöhnliche Musikant mit gewissen Vorschlägen noch zu wenig anfangen kann. Nun sollen deshalb im Rhythmus von zwei bis drei Monaten weitere Videos mit vielen konkreten Übungen folgen.

Link: www.sound-upgrade.ch


Teilnehmende Profis
Bisher haben folgende Dozenten Lernvideos produziert: Thomas Rüedi (Oberwil, Euphonium), Armin Bachmann (Posaune), Daniel Schädeli (Tuba), Christian Roellinger (Saxophon), Fabio Da Silva (Bariton-Saxophon), Matthias Siegenthaler (kleines Blech), Oliver Kessi (Klarinette) und Ana Oltean (Flöte).