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Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband

Eine offene Haltung gegenüber der Musik ist entscheidend

09. Mai 2023
von Theo Martin

Samantha Schlegel hat für das aktuelle Maestro eine Carte Blanche verfasst. Hier gibt es dazu noch die ausführliche Version.

 

Carte Blanche von Samantha Schlegel:


Die Zusammenstellung eines Konzertprogramms ist eine herausfordernde Aufgabe. Das zeigt sich für mich darin, wenn ich beispielhaft über folgende Fragen nachdenke:

Was macht ein gutes Konzertprogramm aus? Wer steht im Vordergrund: Die Zuhörenden, die Vereinsmitglieder – konkret die Motiviertesten oder die Schwächsten – der bzw. die Dirigent:in oder orientiert man sich doch an den eigenen Wünschen und Vorstellungen? Will man mit anspruchsvollen Werken die Musikant:innen in ihrem Tun herausfordern und dadurch im pädagogischen Sinne auch das Weiterkommen bzw. die Weiterentwicklung fördern? Oder mit «einfacher» Literatur nur die Freude am gemeinsamen Musizieren stärken? Man kann versuchen, sich an solchen Überlegungen zu orientieren und es allen recht machen zu wollen.

Meine Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass die ganzen Bemühungen trotzdem sinnlos sein werden, wenn ein grundlegender Faktor für das erfolgreiche Gelingen
eines Konzertes nicht gegeben ist: eine offene Haltung aller gegenüber der ausgewählten Musik.

Mit Bedauern musste ich feststellen, dass wir – wie so oft in unserem Alltag – tatsächlich auch bei unserem Hobby der Musik dazu geneigt sind, nur das Schlechte herauszustreichen. So sind die Werke nicht zugänglich genug, werden als zu schwierig empfunden, entsprechen nicht unserem Kulturgeist oder nicht unserer Stärkeklasse. Was mich traurig stimmt, ist die Tatsache, dass man diesem Unmut mehr Raum gibt als der Musik an sich, die uns doch Freude bereiten sollte.

Wenn man gerade als Musikantinnen und Musikanten diese negative Energie zusammentragen und in Motivation ummünzen würde, wären wir alle zu Grossem in der Lage. Auch würden wir sicherlich weniger Frustration verspüren und könnten die Freude an der Musik wieder oder bewusster zulassen. Es scheint mir, als hätten wir diesbezüglich die Fähigkeit verloren, uns auf etwas einzulassen, ohne gleich schon zu (ver)urteilen.

Wenn ein musikalisches Werk von Anfang an auf Ablehnung stösst, weil es für einmal nicht den eigenen Vorlieben entspricht, wird es unglaublich schwierig, diesem gerecht zu werden. Mein Wunsch wäre, dass man sich gegenüber der Musik wieder öffnet und sich auf Neues oder Unbekanntes bzw. Ungewohntes einlässt. Gebt der Musik eine Chance, sich vollumfänglich entfalten zu können, was meiner Meinung nach nur gelingen kann, wenn man ihr nicht mit Ablehnung begegnet. Musik steht und fällt mit unserer Einstellung bzw. unseren Emotionen.

Drei Fragen an Samantha Schlegel

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