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Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband

"Die Jury will hören, was sie sieht"

08. September 2019

 Rund 30 Mitglieder nutzten am 7. September 2019 die Möglichkeit, in Fislisbach (AG) dem Workshop mit dem bekannten Komponisten, Dirigenten, Pädagogen und Juror Jan de Haan beizuwohnen.

BDV-Seminar 2019
«Workshop mit Jan de Haan»

Die Musikgesellschaft Fislisbach, welche als Seminar-Orchester mitwirkte, hatte unter der Leitung ihres Dirigenten Urs Heri nicht nur drei Partituren des Dozenten vorbereitet, sondern stellte auch ihren Proberaum und die angrenzenden Lokalitäten im Schulhaus Leematten als ideale Räumlichkeiten für diesen Anlass zur Verfügung. Sie trat als Mitorganisatorin auf und sorgte auch für das leibliche Wohl der Anwesenden. Herzlichen Dank dafür!

De Haan kam zuerst auf die Grundlagen der Beurteilung eines Wertungsspiels zu sprechen; kein Wunder, war er doch schon seit drei Tagen am Schweizerischen Dirigentenwettbewerb in Baden als Jurypräsident im Einsatz.

Die Hauptfrage, die er sich stellt, lautet immer: «Höre ich, was ich in der Partitur sehe?»

Nach einer gründlichen Analyse der Partitur stellt sich natürlich immer die Frage, wie man die Instrumentation mit der Besetzung des eigenen Vereins in Einklang bringen kann.

Denn auch hier gilt: Was geschrieben steht, will ich hörbar machen.

Im Laufe des Nachmittags erläuterte de Haan immer wieder an Beispielen, wie man z.B. einen unvollständigen Blechsatz vervollständigen kann und dass man sich bewusst sein muss, dass sich das Klangbild mehr wandelt, wenn beispielsweise eine fehlende Posaunenstimme anstatt durch ein Horn durch ein Euphonium ersetzt wird.

Als Richtlinie bei Uminstrumentierungen gilt deshalb: Klanglich immer so nah wie möglich beim Original bleiben.

Bei technischen Schwierigkeiten greifen viele Dirigenten darauf zurück, das Tempo der entsprechenden Passage zurückzufahren. Natürlich stellt sich die Frage, ob man mit dem Originaltempo Unsauberkeiten in Kauf nehmen soll oder halt den Ausdruckscharakter ändert und dafür allen Mitgliedern die Chance einräumt, technische Passagen korrekt auszuführen.

Auch hier zeigt de Haan, wie z.B. ein Klarinettensatz mittels eines kreativen Kompromisses angepasst werden kann, so dass die Einhaltung der Metromomangabe gewährleistet und die technische Ausführung akkurat ist: Die Jury wird hören, was sie sieht!

In der praktischen Probenarbeit kam der Dozent immer wieder auf seine Hauptanliegen zu sprechen: Die Dynamik und die Balance.
Auch Artikulation war ein Hauptthema an diesem Nachmittag, denn die Vorgaben werden oft auch schon innerhalb eines Registers unterschiedlich umgesetzt.

Einen Anteil in der Handhabung dieser musikalischen Parameter kann man natürlich unter Interpretation abbuchen, aber im Vordergrund muss der Respekt vor dem Komponisten stehen.

Ein gutes Jurymitglied sei immer offen für andere Interpretationen. Wenn Emotionen kreiert werden und aufregend gestaltet wird, zieht ein Vortrag die Zuhörenden in seinen Bann.

In seinen Bann gezogen hat uns auch Jan de Haan, der mit seiner angenehmen Art, seiner Fachkenntnis, seinem Humor und nicht zuletzt durch seine Bescheidenheit uns alle die wichtigsten Vorgehensweisen beim Erarbeiten und Interpretieren von Musik in Erinnerung rief.

Nach dem ebenfalls von der MG Fislisbach vorbereiteten Abendessen machte sich die Mehrheit der Seminarteilnehmer auf, um das spannende Finale des Dirigentenwettbewerbs in der Trafohalle in Baden mitzuverfolgen.