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Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband

Ensembles sollen Freude machen

06. Februar 2021

Das BDV-Onlineseminar zum Ensemblespiel hat viele praktische Tipps vermittelt. Themen waren aber auch die Balance bei ungewöhnlichen Zusammensetzungen und die Gefahr, dass der Blasmusik ganze Jahrgänge an Nachwuchsmusikanten verloren gehen.

 

36 Personen haben am BDV-Onlineseminar zum Thema Ensembles teilgenommen. Sie haben in kleinen Gruppen zunächst Inputs von den drei Referenten Peter Schmid, Stefan Roth und Urs Heri empfangen. Spannend war aber auch der gegenseitige Austausch in den drei kleinen Gruppen. Die Erfahrung der drei Seminare zeigt, dass sehr viele Vereine das Ensemblespiel bereits pflegen oder demnächst starten werden.

Literatur: Heute ist alles möglich

Peter Schmid beschäftigt sich seit 20 Jahren mit Flex-Serien. Diese eignen sich auch für Vereine mit unausgewogener Besetzung. Heute sei jede Stimme in jeder Transposition erhältlich, sagte der Notenhändler. Das Problem ist jedoch manchmal die Balance, wenn beispielsweise eine Flöte gegen einen Bass ankommen muss. Es gibt heutzutage genügend Flex-Literatur, so dass man sich jederzeit den behördlichen Auflagen anpassen kann. Diese Literatur kann aber auch verdoppelt werden, beispielsweise wenn später wieder 15-Personen-Ensembles möglich würden. Schliesslich können diese Kompositionen auch im Verein gespielt werden, beispielsweise an einem Ständli.

Der Markt für Ensembles habe sich seit Beginn des Lockdowns stark verändert, so Schmid. Inzwischen gibt es nämlich auch Literatur für die höchsten Schwierigkeitsgrade, also Höchstklasse und 1. Klasse – und eben Literatur bis 14 Stimmen, die später verdoppelt und am Ständli aufgeführt werden können.

Das Problem der Balance

Auch Stefan Roth verwies auf die Doppelbesetzungen. Denn damit lässt sich nicht nur die Balance verbessern. Es könnten auch unsichere Bläser leichter integriert werden, wenn die Stimme noch von einer anderen Person gespielt wird. Aufgabe des Dirigenten sei es, Literatur zu finden, welche für die jeweilige Gruppe passe. Denn viele Mitglieder hätten Respekt davor, alleine eine Stimme zu spielen.
Auch jede Registerprobe könne das Ensemblespiel pflegen, meinte Roth. Zwischendurch solche Literatur zu spielen sei sinnvoll. Im Moment sei es aber vor allem wichtig, es zu wagen etwas zu machen. Ensembles sind denn auch die einzige Möglichkeit, die Leute zu motivieren, die Instrumente auszupacken.

Am Seminar wurde aber auch festgestellt, dass nicht alle Mitglieder mitmachen wollen. Das kann pandemische Gründe haben, oder eben auch die Angst alleine spielen zu müssen. Wenn sie aber merken, dass andere Mitglieder schon dabei sind, sinkt die Hemmschwelle. Es kann sich also lohnen, nach einer ersten Doodle-Umfrage nachzufassen. Niemand solle aber gezwungen werden, so die einhellige Meinung der Seminarteilnehmer.

Es muss an der ersten Probe gut klingen

Überhaupt gehe es im Moment vor allem darum, die Mitglieder bei der Stange zu behalten und wieder an die Musik heranzuführen. Am Anfang dürfe es deshalb durchaus einfach zu spielen sein, so Urs Heri. Denn es gehe vor allem darum, die Freude zu wecken. Es gelte deshalb Stücke zu finden, die bereits an der ersten Probe musikalische Befriedigung geben und gut klingen. Heri: «Wir machen es für uns, fürs Herz – es kann auch Grad 1 oder 1.5 sein.» Denn die Musikantinnen und Musikanten hätten Freude, wenn es gut klinge. Auch für Heri ist die Balance das grösste Problem. Die Mitglieder lernten aber innert kürzester Zeit aufeinander zu hören.

Auch organisatorisch ist es momentan nicht einfach, vielerorts sind beispielsweise die Schulhäuser geschlossen. Mit etwas Engagement lassen sich aber in Gewerbetrieben oder Kirchen rasch neue Probemöglichkeiten finden.

Es gibt auch Vereine, die im Moment noch warten – und beispielsweise erst wieder proben wollen, wenn das Gesamtspiel wieder möglich ist. Viele aber hoffen, so das Fazit des Seminars, dass schon bald wieder Gruppen bis 15 Personen möglich werden. In jedem Fall sei die ständige Kommunikation mit den Mitgliedern wesentlich, wurde festgestellt.

Ganze Jahrgänge könnten verloren gehen

Urs Heri betonte, dass ein Ensemble die Mitglieder auf jeden Fall weiterbringt, weil sie Verantwortung übernehmen müssen und aufeinander hören.
Was bringt die Zukunft: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars waren sich einig, dass
- es im Moment keine Austritte gibt
- bei Wiederbeginn einzelne Austritte möglich sind, vor allem von Personen, die sowieso schon auf dem Absprung waren
- keine Massenaustritte zu erwarten sind
- das grössere Problem bei der Integration des Nachwuchses verortet wird und ganze Jahrgänge für die Blasmusik verloren gehen könnten, wenn man sich nicht jetzt aktiv darum kümmert
- die Qualität der Blasmusik mittelfristig nicht leiden wird, weil das ursprüngliche Niveau nach der Startphase relativ rasch wieder erreicht sein wird.

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 Literaturliste zu «Musizieren in kleinen Gruppen»

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Der Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband BDV bedankt sich bei den folgenden Referenten:
Peter Schmid (Luzern): Inhaber Notencafé Luzern/Kriens, Dirigent, Musikkommission SBV
Stefan Roth (Scherzingen): Berufsdirigent, Musiker, Musikkommission SBV, Vorstand BDV
Urs Heri (Subingen): Komponist, Dirigent, Kammermusiker, Musikkommission SBV, Vorstand BDV