BDV-Probenbesuch
Höchstklasse in der Turnhalle
Hier der Bericht von BDV-Vizepräsident Ernst May.
Da prallten am Abend des 10. Dezember doch zwei Welten aufeinander: Zum einen das Blasorchester Siebnen, welches die letzte Probe vor der Generalprobe zum Winterkonzert 2024 abhielt, und zum anderen eine muntere Schar von jungen Turnerinnen und Turnern, die in derselben Dreifachturnhalle zumindest bis nach dem Einspielen noch wacker mit dem Absolvieren von Trainingseinheiten beschäftigt war. Aber die Bemühungen, sich nicht gegenseitig zu stören, waren durchaus respektabel und erfolgreich ;-)
Das Beispiel zeigt, mit welchen aussermusikalischen Schwierigkeiten dieses Blasorchester zu kämpfen hat, denn auch die ganze Bühne inkl. allem Material musste aufgebaut und nach der Probe wieder abgebaut werden: Dasselbe Prozedere dann wieder am Donnerstag für die Generalprobe und am Samstag für das Konzert …
Wie aber alle mithalfen, diese Arbeiten anzupacken und in Windeseile zu erledigen, war zutiefst beeindruckend. Der Zusammenhalt in diesem Spitzenorchester ist enorm und dies wirkt sich auch auf das musikalische Geschehen aus! 11 interessierte BDV-Mitglieder waren anwesend, um der Probe beizuwohnen und mitzuerleben, wie sich ein Orchester dieser Qualität in der zweitletzten Probe präsentiert und wie Dirigent Blaise Héritier arbeitet.
Dass Blaise Héritier das BO Siebnen seit fast 14 Jahren dirigiert und dass sich Dirigent und Orchester somit bestens kennen, ist bereits beim Einspielen zu beobachten und zu hören: Der Choral 108 diente als Modell, um diverse musikalische Bausteine wie Intonation, Agogik, Artikulation, Dynamik, Tempo sowie Holz- resp. Blechklang zu bearbeiten. Mit minimalen verbalen Anweisungen und in einem horrenden Tempo vermochte der Dirigent, die Konzentration aller auf den Punkt zu bringen, sie einzustimmen auf die Musik und eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in welcher der Begriff KLANG eine immense Rolle innehat.
Geprobt wurde das ganze Programm, zum Teil erstmals mit den Solisten. In der Regel wurde zuerst an bestimmten Stellen gearbeitet, bevor dann ein Durchspiel erfolgte. Korrekturen mittels Zurufs, Mimik oder Blicke erfolgten oft während des Spiels oder dann nach Unterbrüchen stets knapp und dezidiert. Obwohl Héritiers Anweisen und Ansagen an Kürze kaum zu übertreffen sind, werden sie verstanden und sofort umgesetzt. Ganz selten musste eine Stelle mehr als zweimal wiederholt werden, da das Orchester derart gut geschult ist und hoch konzentriert zu Werke geht.
Auch die Disziplin ist vorbildlich. Sobald der Dirigent unterbricht, herrscht etwas, was man sich als Dirigentin oder Dirigent nur wünschen kann: RUHE! Kein Gerede, kein Tuscheln, keine Kommentare oder Sprüche, kein Mucks … Trotzdem wird auch gelacht während der Probe und da eine Pause stattfindet, ergibt sich in dieser die Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und die Kameradschaft zu pflegen.
Gerne würde man auch einmal erleben, wie auf diesem Niveau den Stücken nicht nur der letzte Schliff verabreicht wird, sondern wie der Dirigent zu Beginn oder zur Halbzeit der Probenarbeit vorgeht. Hält er sich in diesen Arbeitsphasen verbal auch derart zurück und ist sein Redeanteil beim Proben auch so klein? Klar ist, dass man weniger reden muss, wenn man alles zeigen kann, und ebenso klar ist, dass man auf diesem Niveau nicht mehr erklären muss, wie man einen bestimmten Ton drückt und was ein Fugato ist. Aber trotzdem: Immer wieder erlebt man auch Dirigenten vor Berufsorchestern, die sehr langfädig erklären und erläutern … und somit langweilen und die Arbeitsatmosphäre beeinträchtigen.
Der BDV ist dankbar, dass seinen Mitgliedern durch Orchester und Dirigent Gelegenheit geboten wurde, dieses fast schon vollendete musikalische Kunstwerk kennenzulernen und mitzuerleben, mit welcher Professionalität und welcher Seriosität daran gearbeitet wird, dem Publikum ein Top-Konzerterlebnis zu bieten!
ERNST MAY
Der BDV dankt dem Blasorchester Siebnen für den Besuch und die Gastfreundschaft!