Hochschule
Prominenter Komponist zu Gast an der Hochschule der Künste Bern HKB
Vom 5. bis zum 8. November 2025 findet an der Hochschule der Künste Bern HKB ein Meisterkurs in Dirigieren Blasmusik statt. Das HKB Brass Ensemble wird den Dirigierstudierenden aus der Klasse von Sandro Blank, Florian Ziemen und Philippe Bach als Kursorchester zur Verfügung stehen. Kursleiter wird der bekannte englische Komponist Edward Gregson sein. Das Abschlusskonzert findet am Samstag, 8. November, 20.00 Uhr im Yehudi Menuhin Forum in Bern statt.
Text von Corsin Tuor, Corsin Tuor, Beauftragter Leitung Studiengang Dirigieren Blasmusik an der HKB Bern
Edward Gregson (geb. 1945) begann im Alter von zwölf Jahren zu komponieren. Da er als Jugendlicher Mitglied einer Brass Band gewesen war, spielte zwangsläufig der Blechbläserklang in seinem frühen musikalischen Leben eine wichtige Rolle. Als noch wichtiger erwiesen sich jedoch die breiteren und vielfältigeren Pfade des klassischen Mainstreams. Sein erstes Instrument war das Klavier, und Gregson erinnert sich noch immer an die Erregung, die er beim ersten Hören der grossen romantischen Klavierkonzerte verspürte: «Ich muss ungefähr zwölf gewesen sein und habe mich sofort in sie verliebt – von Brahms über Rachmaninow zu Bartók. Ich lebte in einem Paralleluniversum musikalischer Erfahrungen – einerseits spielte ich die Musik ausgezeichneter Komponisten für Brass Band, andererseits war ich in die Mainstream-Musik des zwanzigsten Jahrhunderts vertieft.»
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass die Komposition von Konzerten – bis dato zwölf, darunter für Tuba, Klarinette, Saxofon und Violoncello – das Rückgrat seines Schaffens bildet. Es gibt auch ein Konzert für Orchester aus dem Jahr 1983, aber angesichts seiner Vorliebe für traditionelle sinfonische Formen erstaunlicherweise keine Sinfonie bis 2012, als Gregson zum ersten Mal diesen musikalischen Mount Everest in Angriff nahm – wenn auch mit dem Klang polierter Blechbläser statt dem eines vollen Sinfonieorchesters. Tatsächlich sind in den letzten Jahren die beiden Paralleluniversen seiner Jugend bei zwei Gelegenheiten miteinander verschmolzen, woraus seine beeindruckendsten Arbeiten für sinfonische Blechbläser entstanden sind, nämlich die ‘Symphony in two Movements‘ und ‘Music of the Angels‘. Beide Werke werden am Abschlusskonzert des Meisterkurses zu hören sein.
Programmnotizen
Die Auswahl von Musik Gregsons für sinfonische Blechbläser beginnt mit der umfangreichsten seiner vielen Fanfaren. ‘Fanfare for a New Era’ wurde für die Eröffnung der Stoller Hall der Chetham's School of Music in Manchester im April 2017 in Auftrag gegeben. «Die Fanfare sollte den gesamten Raum ausfüllen und das Publikum mit dem freudvollen Lärm» von festlichen Blechbläsern und Schlagwerk umgeben.
Im gesamten Repertoire existieren nur eine Handvoll ausgewachsener Sinfonien für Blechbläserensemble – zwei bedeutende Beispiele sind die "zwölftönige" Sinfonie des US-Amerikaners Gunther Schuller aus den Jahr 1950 sowie Malcolm Arnolds erdige ‘Symphony for Brass‘, die er 1978 für das Philip Jones Brass Ensemble schrieb. Wie Schullers Sinfonie mit sechs Trompeten, vier Hörnern, drei Posaunen, Eufonium und zwei Tuben, sowie Pauken und Schlagwerk besetzt, wurde Gregsons ‘ Symphony in two movements‘ ursprünglich gemeinsam von den National Youth Brass Bands of Great Britain and Wales zur Feier ihres jeweils fünfzig- und dreissigjährigen Bestehens in Auftrag gegeben. Während eines Besuchs der US Brass Band Championships anlässlich der dortigen US-Premiere des Werks im März 2014, wurde Gregson zur Machtbarkeit einer Version für sinfonische Blechbläser befragt. Wie der Komponist sagte: «Ich habe enthusiastisch auf die ldee reagiert, da ich wusste, dass die Art und der Stil des Stücks sehr gut zu einer sinfonischen Blechbläser- Instrumentierung passen würden.»
‘Symphony in two movements‘ ist wohl Gregsons bis dato wichtigstes Werk für Blechbläser. The Merry Love to Dance’ wurde speziell für das siebenköpfige Blechbläserensemble Septura geschrieben und ist diesem gewidmet. Der Titel stammt aus einem Gedicht von WB Yates mit dem Titel ‘The Fiddler of Dooney’:
«And the merry love the fiddle,
And the merry love to dance.»
Dazu sagt Gregson: «Meiner Meinung nach verkörpert nichts die Freude am Tanz besser als eine Gruppe von Blechbläsern, die sich richtig austoben!» So entstand dieses Werk. Es ist für drei Trompeten, drei Posaunen und Tuba komponiert und als Tanzsuite in fünf Sätzen angelegt: Toccata, Sarabande, Menuett, Gigue und Toccata-Reprise, wobei barocke Tänze als verbindendes Element dienen. Diese verschiedenen Tänze sind hauptsächlich Bearbeitungen von Stücken, die ursprünglich für Klavier geschrieben wurden. ‘The Merry Love to Dance’ ist das neueste Werk in einer Reihe von Kompositionen, die Gregson für symphonische Blechbläserensembles geschrieben hat.
1998 erhielt Gregson von dem Dirigenten Martyn Brabbins den Kompositionsauftrag für ein kurzes Stück mit Chor zum Konzertauftakt anlässlich seines Debuts als musikalischer Leiter der Huddersfield Choral Society. Diese zehnminütige Fanfare mit dem Titel ‘... and the seven trumpets...‘ basiert auf dem zweiten Vers von Kapitel 8 der Offenbarung des Johannes (Apokalypse), des letzten Buchs der Bibel:
«Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben.»
Für die Aufführung wurde die gesamte Macht der Orgel der Huddersfield Town Hall sowie der Blechbläser des BBC Philharmonic eingesetzt, darunter sieben Trompeten und vier Hörner, die strategisch im Saal verteilt waren.
Im folgenden Jahr, als er von der in Cheshire ansässigen Fodens Band einen Kompositionsauftrag für ein Werk zur Feier ihres hundertjährigen Bestehens im Jahr 2000 erhielt, griff Gregson als Grundlage für ein ambitioniertes feierliches Werk namens ‘The Trumpets of the Angels‘ auf den ersten Teil von ‘... and the seven trumpets...‘ zurück. Laut dem Komponisten war «die Gelegenheit, ein umfangreiches Werk zu schaffen, das den Rahmen der Brass Band sprengen würde, ein wichtiger Meilenstein für mich».
2015 erstellte er für die Black Dyke Band eine neue Aufführungs-Edition ohne Orgel, und 2018 wandte er sich ein drittes Mal der gleichen Musik zu, wobei er die Eröffnungsfanfaren wieder dem Orchesterblech anvertraute und grosse Abschnitte der Black Dyke-Fassung umarbeitete, um ‘Music of the Angels‘, ein dramatisches Gemälde für sinfonische Blechbläser und Schlagwerk, zu erschaffen.
Ein Glocken- und Gong-Aufgebot bietet einen unmissverständlichen Hinweis auf Gregsons Inspirationsquelle. Das Werk ist mit «in tribute to 0livier Messiaen» überschrieben, und sein Hauptmaterial sowie seine Klangwelt – aber massgeblich nicht die zugrundeliegenden musikalischen Abläufe – sind von Messiaens Meisterwerk für Bläser und Schlagwerk ‘Et exspecto resurrectionem mortuorum‘ (1964) beeinflusst.
Passive Teilnahme
Die Hochschule der Künste Bern HKB ermöglicht allen interessierten Personen eine kostenlose passive Teilnahme. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Zeitplan *
Mittwoch, 5.11.2025
09.30-12.30 Uhr 1. Probe HKB Brass Ensemble Papiermühlestrasse 13d-GKS
15.00-18.00 Uhr 2. Probe HKB Brass Ensemble Papiermühlestrasse 13d-GKS
20.00-21.30 Uhr Komponistenportrait Edward Gregson Papiermühlestrasse 13d-GKS
Donnerstag, 6.11.2025
09.30-12.30 Uhr 3. Probe HKB Brass Ensemble Papiermühlestrasse 13d-GKS
13.30-16.30 Uhr 4. Probe HKB Brass Ensemble Papiermühlestrasse 13d-GKS
Freitag, 7.11.2025
09.30-12.30 Uhr 5. Probe HKB Brass Ensemble Papiermühlestrasse 13d-GKS
13.30-16.30 Uhr 6. Probe HKB Brass Ensemble Papiermühlestrasse 13d-GKS
Samstag, 8.11.2025
10.30-12.00 Uhr Stellprobe HKB Brass Ensemble Yehudi Menuhin Forum Bern
14.00-16.00 Uhr Composers Talk WASBE Swiss Section Yehudi Menuhin Forum Bern
20.00-21.00 Uhr Konzert HKB Brass Ensemble Yehudi Menuhin Forum Bern
*Änderungen vorbehalten