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Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband

Internationale Musiktage

So hat Experte Martin Meier die Weltmeisterschaft der Blasmusik in Rastede erlebt

15. Juli 2024
von Theo Martin
Im deutschen Rastede hat die «WAMSB World Championship Rastede 2024» stattgefunden. Mit dem Ostschweizer BDV-Mitglied Martin Meier war die Schweiz in der Jury vertreten.

BDV-Mitglied Martin Meier hat für uns einen Erfahrungsbericht verfasst. Lesen Sie hier, welche Eindrücke er aus Rastede mitgebracht hat.                                                                                                                                                                          

 

Erfahrungsbericht von Martin Meier

Bereits zum 67. Mal wurden die internationalen Musiktage Rastede in diesem Jahr ausgerichtet. In diesem Jahr wurden erstmals im Auftrag der WAMSB (World Association Marching -and Showbands) diese Musiktage als Weltmeisterschaften organisiert. So waren dieses Jahr 78 Orchester mit rund 3500 Teilnehmern aus zehn Nationen dabei. Etliche Orchester haben sich in ihrem Land speziell vorbereitet und sich für diesen Anlass qualifizieren müssen. Bereits zum vierten Mal durfte ich als Juror dabei sein und in der Konzertwertung die Schweiz vertreten.

Rastede ist ein Städtchen im Norden Deutschlands, ca. eine Stunde von Bremen entfernt und hat ca. 23'000 Einwohner. Jährlich finden dort die internationalen Musiktage statt. Der musikalische Wettstreit besteht aus Konzertmusik, Parademusik und Show auf dem Rasen. Es ist den Orchestern freigestellt, in welchen Disziplinen sie sich der Wertung stellen. Das Jurorenteam ist international aufgestellt. So waren dieses Jahr drei Juroren aus Kanada, zwei aus Holland, zwei aus den USA und je einer aus Dänemark, Malaysia und Deutschland im Einsatz. Diese kompetente und eingespielte Jury bewertete die Darbietung auf der Marschparade und die Show auf dem Feld. Die Konzertwertung oblag je einem Juror aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mein Bericht beschränkt sich daher vor allem auf die Konzertwertung.

Etwas abseits vom grossen Turnierplatz, wo die Show-Wettbewerbe stattfinden, steht die Mehrzweckhalle Feldbreite. Hier finden die konzertanten Wettbewerbe statt. Die riesige Halle, auf einer Seite mit Stufen für die Zuhörer und Zuschauer versehen, bietet einen idealen Rahmen für die Vorträge. Auch dieses Jahr waren die Konzertvorträge recht gut besucht. Diese starteten am Freitagnachmittag. Insgesamt durften wir bis Sonntagmittag 26 Orchester aus sieben verschiedenen Ländern anhören und jurieren. Die meisten Orchester stellte Holland mit 12 Vertretern, Polen mit sieben Orchestern, Schweden und Dänemark mit je zwei Orchestern, und je ein Orchester kam aus Thailand, Irland und Deutschland.

Dementsprechend präsentierten sich Blasorchester, Fanfarenorchester, Brassbands, Percussionsgruppen und Spielmannszüge. Ebenso ist die Literatur sehr international. Jedes Orchester spielt nach einem Akkustiktest zwei Werke, welche frei ausgewählt werden dürfen. Als Schweizer freut es mich immer wieder, wenn auch Schweizer Komponisten gespielt werden. Auch dieses Jahr war das der Fall, wir durften «Harlequin» von Franco Cesarini, gespielt von einem dänischen Orchester, bewerten. Die Juroren beurteilen selbstverständlich auch, ob das Orchester in der richtigen Klasse angetreten ist und den Schwierigkeitsgrad der gespielten Werke.

Normalerweise werden zehn verschiedene musikalische Faktoren und die Arbeit des Dirigenten beurteilt. Im Rahmen der Weltmeisterschaften hat das System für dieses Jahr geändert. Darauf wurden wir Juroren der Konzertmusik in drei Online-Sitzungen vorbereitet. Wir beurteilten die Leistungen der Orchester nach dem WAMSB ONE WORLD JUDGING SYSTEM - MUSIC ANALYSIS. Für jedes gespielte Werk werden Punktzahlen zwischen 51 bis 100 von den drei Juroren vergeben. Dabei werden zwei Faktoren (what is done und how is done) berücksichtigt. Damit soll die weltweite Vergleichbarkeit der Leistungen der einzelnen Orchester gewährleistet werden. Während den Vorträgen der Orchester sprechen die Juroren laufend Kritik und Lob auf ein Aufnahmegerät. Dies hat den sehr grossen Vorteil für den Dirigenten/Ausbilder und Musiker, dass eben im Hintergrund die eigene Musik spielt und die Hinweise direkt zu den betroffenen Stellen im Stück gesagt werden. Auf Wunsch findet nach der Aufführung der Werke ein Gespräch mit den Juroren statt.

Die wichtigsten Punkte werden am Schluss noch einmal zusammengefasst und ersetzen den bei uns bekannten schriftlichen Bericht. Der Durchschnitt der Punktzahlen über die drei Juroren fliesst dann in die Rangliste ein. Die Orchester erhalten anlässlich der Preisverleihung die Aufnahmen mit den Bemerkungen der Juroren.

Diese Tage in Rastede sind sehr intensiv und anstrengend. Trotzdem bleibt genügend Zeit, um sich unter Freunden auszutauschen. Etliche Orchester nehmen seit Jahren an diesen Musiktagen teil. Für ein grossartiges Rahmenprogramm ist ebenfalls gesorgt. Erwähnenswert ist auch das wunderbare Feuerwerk am Samstagabend. Falls Sie mehr zu diesem musikalischen Ereignis erfahren möchten, besuchen Sie doch die Website www.rastedermusiktage.de. Auch würden sich die Veranstalter freuen, wenn an diesem Anlass auch Orchester aus der Schweiz dabei sein würden.

 

 

Siegerehrung auf dem Turnierplatz

Die international zusammengesetzte Jury, von links: Martin Meier, Schweiz; Alfons Aigmüller, Österreich; Werner Hoffmann, Deutschland.

Sicht vom Arbeitsplatz von Martin Meier aus

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